Mit 16 Jahren komponierte Felix Mendelssohn Bartholdy sein Oktett op. 20. Für mich ist es das leidenschaftlichste Musikstück der Welt. Ein Streichquartett, dessen vier Instrumente hochkonzentriert alle musikalischen Finessen darstellen müssen, und das im Doppelpack mit vier Geigen, zwei Bratschen und zwei Violoncelli. Sie spielen wie ein Orchester und sind doch dieses hochkonzentrierte Ensemble ohne Dirigat. Obwohl, wer führt denn an? Klar, die erste Geige, doch dann wandern die Melodieteile durch die Instrumentenparts, zwei oder drei schließen sich zu einer Begleitung zusammen oder zwei nehmen Kontakt auf und spielen Frage und Antwort.
Die alte Konvention: zwischen den Sätzen wird nicht geklatscht. Wer ist denn nach dem Hören des feurigen 1. Satzes nicht erschöpft und sinkt ermattet ins Hören des 2. Satzes? Genau, ohne zu klatschen, und schon beginnen die Bratschen das Andante. Dann das Scherzo, und wenn der 4. Satz mit dem Gewimmel in den Celli beginnt … ach, es sind leidenschaftliche, wunderbare 34 Minuten!
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