Es war eine grandiose Aufführung. Welches Opernhaus kann es sich schon leisten, ein Werk mit einer Riesen-Orchesterbesetzung aufzuführen? „La fiamma“ von Ottorino Respighi (ja, der mit den Römischen Brunnen) mit einer großen Chorpartie und exquisiten Sängern, allen voran die Schauspiel- und Gesangskunst der Hauptrolle der Silvana.
Kaum ist der letzte Ton dieser Oper verklungen, flammt neben mir der Handy-Bildschirm meiner Nachbarin auf. In gleißendem Licht checkt sie kurz Instagram und sendet dann zwei Whatsapp-Nachrichten. Währenddessen verstreicht der erste Vorhang, der zweite, der dritte. Den Solistinnen und Solisten wird nochmals gehuldigt, Dirigent und Chorleiter jubelnd beklatscht. Zum vierten Vorhang endlich erlischt das weißglühende Licht. Meine Nachbarin lässt ihr Smartphone in die Handtasche gleiten und klatscht auch.
Für mich hat der Applaus am Ende der Aufführung etwas Kontemplatives. Wer diese selten aufgeführte Oper besucht, weiß eigentlich, was das für ein besonderer Abend ist. Texte schreiben kann man immer, für Applaus gibt es nur dieses Zeitfenster.
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