Viele Angehörige wünschen sich, dass die Musik auf der Beerdigung nicht langsam und leiernd sein soll. Das erinnert mich an das Gesetz in Tschtschenien vom 3. April 2024. Dort ist nur noch Musik im Tempo 80 bis 116 Schlägen pro Minute erlaubt. Abgesehen davon, dass die tschetschenische Nationalhymne mit Tempo 76 langsamer und damit nun illegal ist, wirkt Musik nicht allein durch das Tempo. Auch schnelle Stücke können allgemein wegen ihres Klangs oder wegen des Textes, der Erinnerungen auslöst, traurig sein.
Wer würde „Candle in the wind“ vordergründig als Trauermusik bezeichnen, obwohl der Song genau für diese Gelegenheit (um)getextet wurde? Besser ist es, ein Musikstück auf seine Wirkung insgesamt abzuklopfen: Löst es dankbare Erinnerungen in mir aus? Hat es einen Puls, der mich nicht niederdrückt, sondern aufrichtet?
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