Wie komme ich an Konzertkarten?

„Hallo, ich möchte 2 Karten für „Carmen“ am 27. Februar kaufen. Da gibt es ein Problem: Ich möchte mit meiner Freundin in die Vorstellung gehen, die zurzeit nur an einer Krücke laufen kann.“ „Folgen Sie einfach den Schildern zum barrierefreien Eingang und dann zum Fahrstuhl.“ „Wir möchten gerne Plätze am Rand.“ „Haben Sie den Sitzplan vor sich? Ja? Im 1. Rang, 2. Reihe sind an der Seite noch zwei Plätze frei. Da haben Sie eine gute Sicht, aber sind auch in Garderobennähe.“
Theater- und Konzertkassen sind eine der letzten Bastionen mit persönlicher Beratung. Natürlich kann man Eintrittskarten auch online buchen, aber das persönliche Gespräch mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die „am Haus“ (Insider-Ausdruck für „hier am Theater“) arbeiten, macht Spaß. Ihnen kann ich Informationen entlocken, z.B. ob ich den Pausensnack an der Bar vorbestellen soll. Sie wissen auch, wie lange die Aufführung dauert. In Deutschland sind Zeitangaben immer noch kein Standard nach dem Motto: „Sie haben es wohl eilig, wieder wegzukommen?“ In angelsächsischen Ländern steht selbstverständlich die Zeitdauer im Programm, damit man sich sein Taxi oder den Tisch im Lieblingsrestaurant bestellen kann.
In Köln war es jahrelang so, dass die Theaterkasse das Telefon um 9.30 Uhr durchklingeln ließ. Dann war nämlich Frühstückspause. Aber gewöhnlich kommt man gut durch, wird namentlich begrüßt und nach seinen Wünschen gefragt. Telefonnummer und Adresse sind wichtig, weil zugeschickte Karten in den meisten Städten für den ÖPNV schon auf dem Hinweg gelten. Das Theater in Meiningen hat uns wirklich schon einmal angerufen, um zu fragen, ob es o.k. sei, wenn statt der „Zauberflöte“ die „Bohème“ aufgeführt würde oder ob wir die Karten zurückgeben wollten. Ein genialer Service!
Wie die Inszenierungen sind, kann man die Mitarbeitenden auch fragen. Von „sehr beliebt wegen Sänger XY“ oder „nur noch einige Restkarten“ bis zu „Kassengift – suchen Sie sich einen Platz aus!“ beraten sie einen gerne. Wobei sie „Kassengift“ loyaler Weise nie sagen würden.
Foto: Claudio Schwarz auf Unsplash

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